Inspiration für ein Gedicht

zwoelf 

ein Lyrikband mit dem gewissen Mehr... 


Ein Briefchen mit einem Aufkleber „Inspiration für ein Gedicht“ ist in jedem Gedichtband zu finden. Der Verleger, Sewastos Sampsounis, Praktikantinnen und ich hatten einige Zeit damit verbracht, jedes Briefchen mit verschiedenen Materialien zu bestücken und dieses dann in jedes einzelne Buch einzukleben. Leser des Buches haben so nicht nur die Möglichkeit meine Gedichte zu lesen, sie können sich persönlich zu einem Gedicht inspirieren lassen. Kreativität zu fördern ist nämlich ganz in meinem Sinne – weshalb mir auch das Leiten von kreativen Schreibwerkstätten so am Herzen liegt. 

Danke für das Einsenden dieser wunderbaren Gedichte! 

Für L. 


Himmelblau war der Umschlag,

den du mir schicktest,

damals im April. 

Du hast das Schweigen gebrochen,

wir wollten uns nicht mehr schreiben.

Fünf Jahre hat das Gelübde gehalten.

Es diente uns beiden als Schutz,

weil du ein Wesen aus Feuer bist

und ich entflammbar wie Federhärchen. 

Ich mochte es einfach. Strass und Konfetti, nein danke!

Aber geerdet war ich nicht, ständig hatte ich was.

Und du? Du warst talentiert und wolltest Anerkennung.

Wenn du am Flügel saßt, konntest du dich vergessen,

für einen Moment nur, aber das genügte. 

Meine hässlichen Seiten konntest du nicht vergessen

und dafür danke ich dir.

Aber du hättest mir nicht schreiben dürfen.

Mein Herz soll nicht wieder ein Herz sein.

©Björn Buxbaum-Conradi

Herz am Seil 


An einem seidenen Faden

hängt mein Herz

es hängt

und hängt

hängt

schaukelt leicht

Hoffnung

dann

Klatsch!

Du Mörder!

©Lana Ljustina

Mein Himmel 


Mein Himmel hängt nicht voller Geigen

mein Himmel hängt voller Leiber 

sie hängen ganz friedlich dort

manche kürzer, manche schon länger

und stumm sind sie 

einige sind schon vertrocknet

bei anderen kann man noch Herzschlag seh’n

oder Atmen hör’n 

sie kommen zu mir, wenn sie noch gehen

und Kreise mit ihren Armen zeichnen können

nur: verstehen,

verstehen kann ich sie nicht 

wenn sie schön sind

lasse ich Glitzer auf sie herabrieseln

wie Schnee fällt

im Winter

auf mein verlassenes Grab 

denk nicht, ich hätte es nie versucht

als du zu mir kamst

die bunte Federboa um deinen nackten weißen Leib geschlungen

die Haare so schwarz wie die Asche des Timanfaya

die Augen so blau wie das Meer vor El Golfo

ein Trugbild 

doch meine Welt ist eine andere

in ihr regiere ich

und ich bin der Hass

ich bin auch die Liebe

und es hört niemals auf 

nie hört es auf

nie ist es anders

und hören kann man mich nicht

wenn ich komme 


©Andreas Johannes Latte

Blütenstaub


ein Etwas

versteckt

die Träume

zärtlich schmückend

in die Feder

eines

Engelsflügels 

dort sind sie sicher

dürfen nicht verloren gehen 

er wird sie tragen

wo sie hingehören

so, wie die Bienen

Blütenstaub zerstreuen 

wie das Zerstreute

seine Früchte

reifen lassen möchte

wir endlich in

verträumter Zweisamkeit

den süßen Honig

werden kosten dürfen 

dabei die Engel

Liebeslieder singen

leise 

Post Skriptum: bloß, dass der Engel sich

nicht verirrt…

©Inga Rosenberg


Universum 


Dich mit allen Engels

Flügeln umarmen

Gebettet im ganzen Feder

Kleid der Welt

Lippenrot und engelsweiß

Wir zwei unter der Himmels

Decke eingehüllt

Das ganze Uni 

Versum durchatmen

Unsere Kleider ein Luft

Hauch mit Swarovski

Steinen

Schimmernd dein Herz

Leidenschaftliches Gemälde

Welcher Künstler könnte es

malen 

©Johann Kneißl 

Eine rote Feder –

im fernen Heimatland ist

jetzt ja Spendenzeit. 

Wie die Pailletten

Strahlen Blätter in rot, gelb

in Abendsonne.

In Japan sammeln im Herbst Menschen Geld für wohltätige Zwecke. Sie tragen als Erkennungszeichen eine rote Feder und die Spender erhalten als Dank ebenfalls eine rote Feder.

©S. (anonym) 


Das Blut fließt

Herunter vom Tempel

Ist nicht die Zuversicht noch da

Oder verloren im Nichts

Wen kümmert es

Wenn alles verbrennt

Raub von Feuer und Flammen

An den Phoenix denke ich

Ein Rest an Hoffnung

Vielleicht ist es wahr 

Die Leere 

bleibt


©Jens Lay

Dickicht 


Ein Übermaß

Versteckt in sich

Ein Sein, ein Ich

Verirrt, verwachsen

Hintergangen 

Im Wandel der Hoffnung

Mohngelber Verrat

Am Morgen enttarnt

Intrige lilienschwarz

Im Vormarsch der Alltagsphysik

Ätherisch alle Erkenntnis

Contra tiempo, gegen den Tag

Im Gefolge der Angst

Um Visionen

Wohlerwogen, betrogen 

Es ereignet sich nicht

Was erwartet wird

Es ändert sich kaum

Was umgibt

Denn die Bilder liegen seit je

In ihren Köpfen

Keine Pfade führen hinab

Kein Kirschblütenzweig

Verspricht 

Entkommen 

Die Bilder aufgehäuft

Eine Flamme dazwischen

Bald Rauch, bald Asche

Wirbelt so bunt, so närrisch

Sternenballett, so tönend

Hitziger Wind, himmelrot

Fortschreiten, federleicht

Ein Ich, ein Sein

Ausgreifend gehemmt 

Der Wille bleibt turmhoch

Hastet kreisrund,

Flieht hinein und 


©Stefan Sprang 

Die rote Kordel

Schnurrt – wie Paillettentröpfchen,

blutet mein Herz. 

Mein feuriges Herz

verblasst wie eine weisse Feder,

Blumen sind kein Trost. 

Grün vor Neid bin ich,

sagt mein gebrochenes Herz

zu der roten Konkurrenz! 


©L. (anonym) 

Gedicht 


Satzeremiten

Wörter wie Wasserperlen

atmende Zeilen 


©Bernhard Bauser 

Raus aufs Land 


Komm raus aufs Land

Die Katzen, sie warten

Der Holunder blüht längst

Und sein Saft schmeckt so süß. 

Komm raus aufs Land

Die Schwalben, sie starten

Täglich vom Dach und

Sie sehen alles grün.

Lass nun die Stadt

All die Menschen, die hasten

Du hast nie gesagt

Dass du bleibst. 

Lass nun die Stadt

Ich kann nicht ertragen

Dir ständig zu schreiben

Du fehlst.

©F. (anonym) 

Mein grünes Herz liegt

bei glitzernden Pailletten

auf dem Briefumschlag. 

Rot weiße Kordel,

rote Feder – das Leben

flaumig leicht und eingeschnürt. 

Aus dem Umschlag fällt

allerlei – Erinnerung

an Vergangenes. 


©R. (anonym) 

Liebeslied

In Regentropfen

Trippelt

Herab

Auf den Asphalt

Und

Wir stehen

Eng umschlungen

Am Straßenrand

Der Welt

Und

Begegnen uns

Im Morgenschimmer

Erstrahlt

Jeder Wassertropfen

Und

Das Licht

Durchbricht

Im Farbenfrohen

Unser Himmelblau 

 
©Marvin Biebert 

Sinnlosigkeit 

Aus den Knospen der Verwirrung

und der Sinnlosigkeit des Handelns,

entspringt die Blüte des

Verstehens. 

Sofern die Worte überflüssig sind,

weil der Freie Augen{Blick} bis in

die Lippen

im Bewusstsein dessen, mit Sinn

erfüllt ist. 

Alles erneut sehen, fühlen was im

Küstennebel des Alltags verborgen

lag. 


©Emmanuela Eneklejda 

:NUR:::

der Flaum 

einer Feder

ein Hauch nur

wie das Licht 

NUR 

die Göttin der Finsternis 

die im Licht erscheint 

und Rettung bringt 

NUR

ein Punkt

am Himmel 

in der Ferne 

nah 

so nah 

so weit 


©Mona May